Tracht in Galtür

Persönlich bin ich der Meinung, dass es früher im Paznaun keine einheitliche Tracht gab, da die Menschen, die unser Tal besiedelten, zu verschieden waren. Zum einen gab es die Bajuwaren, die vor allem Kappl und See besiedelten, zum anderen die Rätoromanen, die aus dem Engadin die Orte Ischgl und Galtür gründeten und dann noch spätere Siedler, die Walser nämlich, die über Vorarlberg aus dem Alemannischen kamen.
 Heute erkennt man den Unterschied noch bei den Musiktrachten. Während die Musikanten von Kappl, See und Langesthei grüne Joppen und rote Leibchen tragen, haben die von Ischgl und Galtür gelbe Leibchen und blaue Joppen. In Galtür trugen die Musikanten bis um 1933 eine lange schwarze Hose, ein weinrotes Leibchen und eine dunkelblau-violette Jacke. Die Schützen hatten noch die Kaiserjägeruniform.

Bis in die Siebzigerjahre des 20sten Jahrhunderts trugen die Frauen des Untertales (Unterpaznaun) an Festtagen und bei Prozessionen die Tiroler Unterländertracht. Der Hut hatte eine Quaste aus Goldfäden und zwei lange Schleifen über den Rücken hinunter. Die Seidenschürze war leicht bläulich oder beige und leicht geblumt. Die Schürze wurde mit einer Masche an der rechten Seite gebunden und die langen Bandschleifen reichten bis zum Schürzensaum.

Im Unterpaznaun tragen die Männer werktags lange Lodenhosen, ein selbstgewirktes Hemd und ein blaues Leinentschöpchen. Die Sohlen der hohen Lederschuhe sind mit zwei Sorten von Nägeln genagelt. Am Außenrand waren es die Flüglernägel. Die Schuhe waren so begehrt, dass sie sogar die Mädchen zum Kommunionkleid trugen. Wir könnten dies mit den Turnschuhen vergleichen, die heute von den Buben auch zu Anzügen getragen werden. Oder die Kinder hatten damals eben nur ein Paar Schuhe!?

Georg Juen