Walserheimat Nummer 100

100 Ausgaben der Walserheimat sind in den vergangenen 50 Jahren erschienen. Zeit für einen Rückblick auf die Geschichte der Walserheimat und ein guter Anlass, allen Redakteuren, Chronisten und Fotografen für ihren Einsatz und die geleistete Arbeit zu danken. Bedanken möchten wir uns auch bei allen Leserinnen und Lesern der Walserheimat, die uns so viele Jahre die Treue gehalten haben.

Am 9. Oktober 1966 trafen sich einige Walser aus verschiedenen Vorarlberger Walsergemeinden in Blons im Großen Walsertal und beschlossen, eine „Vereinigung der Walser in Vorarlberg“ zu gründen. Die Einladung erfolgte auf Initiative von Eugen Dobler, einem der eifrigsten Verfechter dieser Idee. Angedacht wurde auch die Herausgabe einer gemeinsamen, vierteljährlich erscheinenden Zeitung für die Walser Siedlungen mit dem Namen „Der Walserbote“.

Einige Monate später, am 8. Juli 1967, wurde in Lech die Vorarlberger Walservereinigung (VWV) mit vorerst zehn Mitgliedsgemeinden gegründet. Man war sich einig, dass die VWV eine Zeitschrift als Sprachrohr braucht, die neben heimatkundlichen Beiträgen auch die wichtigsten Ereignisse in den einzelnen Gemeinden bekanntgibt. Einstimmig wurde beschlossen, eine Halbjahreszeitschrift für Heimatkunde zu publizieren. Im Dezember 1967 erschien die erste Ausgabe der „Walserheimat in Vorarlberg“, herausgegeben von der VWV mit Obmann Martin Walch aus Lech an der Spitze. Herbert Sauerwein aus Lech fungierte als Schriftleiter. In der Redaktionsgemeinschaft waren außerdem Univ.-Prof. Dr. Karl Ilg aus Innsbruck, der Kleinwalsertaler Chronist Alfons Köberle aus Riezlern und Eugen Dobler aus Blons vertreten.

Die Redaktion versuchte, Mitarbeiter aus allen Walsersiedlungen zu gewinnen. Es war erfreulich, dass sich viele heimatverbundene Walserinnen und Walser aus verschiedenen Berufsschichten engagierten. Besonders Menschen aus bäuerlichen Kreisen wussten viel aus ihrem reichen Erfahrungsschatz zu erzählen. Eine der Aufgaben des Schriftleiters war es, solche Leute zu entdecken und zu ermutigen, für die Walserheimat zu schreiben.

Auf öffentliche Subventionen zur Herausgabe der Zeitschrift wurde damals wie heute verzichtet. Es herrschte die Ansicht vor, dass die Zeitschrift so geschrieben und gestaltet werden soll, dass sie eine entsprechende Leserschaft findet und sich selbst trägt. Die Tätigkeit der Mitarbeiter war zum größten Teil ehrenamtlich. Die finanzielle Hilfe der Walsergemeinden für die VWV trug wesentlich dazu bei, dass die Walserheimat erscheinen konnte.

Bis zur Ausgabe Nummer 66 im Juni 2000 erschien die Walserheimat mit diesem Titelbild in unterschiedlichen Farben. Seit Dezember 2000 gibt es individuelle Titelbilder.

Von der ersten Ausgabe mit 40 Seiten Umfang wurden 1.000 Exemplare gedruckt. Der Einzelpreis lag bei 15 Schilling. Die Walserheimat wurde von ehrenamtlichen Mitarbeitern in jeder Gemeinde an die Abonnenten persönlich verteilt. Der Abo-Preis wurde gleich an Ort und Stelle kassiert. Die Chroniktexte sowie die Beiträge zur Volks- und Heimatkunde wurden von Hand oder mit der Schreibmaschine geschrieben und per Post an die Redaktion geschickt. In der Druckerei wurden die Texte gesetzt. Honorare für Beiträge gab es nicht.

Walserheimat Nummer 1

Der Vorarlberger Landeshauptmann Dr. Herbert Kessler schrieb in seinem Geleitwort in der ersten Ausgabe: „Verschiedene wertvolle Eigenschaften zeichnen die Abkömmlinge der Einwanderer aus; so im besonderen die Treue zur Heimatscholle und die Genügsamkeit. Damit verkörpert gerade der Walser ausgesprochen typische Vorarlberger Eigenschaften.“

VWV-Obmann Martin Walch stellte die Halbjahresschrift Walserheimat als Sprachrohr der Vorarlberger Walservereinigung vor: „Sie will die jüngste Entwicklung in den einzelnen Siedlungen und Tälern aufzeigen und zum gegenseitigen Kennenlernen und Verstehen beitragen. Es soll aber auch der harte Kampf der Walser Bergbauern mit Naturgewalten, Armut und Einsamkeit in der Vergangenheit dargestellt werden.“

Redaktionsmitglied Univ.-Prof. Dr. Karl Ilg beschäftigte sich zum Start der Walserheimat mit dem Sinn und Zweck der VWV: „Die Zusammenführung, die Bildung von Gemeinschaften ist allenthalben in der Welt nötig und Teilhard de Chardin, der große, längere Zeit leider verkannte religiöse Philosoph, nennt den Weg der Menschheit zur Vollendung einen solchen immer intensiverer Gemeinschaftsbildung. Immer mehr würden sich die Menschen zusammenfinden, einander helfen, wie sie umgekehrt immer mehr aufeinander angewiesen sein würden. […] Für uns Walser ist ein engeres Zusammentreten zweifelsohne von Nutzen! Um die ‚Walser in Vorarlberg‘ oder vielleicht überhaupt um die ‚Walser‘ ist es hinsichtlich ihrer Gemeinschaft ein eigen Ding. […]“

Univ.-Prof. Dr. Paul Zinsli aus Bern schrieb zum Start der Walserheimat in einem Brief vom 30. Juli 1967: „Es ist erfreulich, daß die Walservereinigung auch eine Zeitschrift herausgibt. Mit dieser kann viel geleistet werden: man wird den Landsleuten zeigen können, was gutes Walsertum ist, was es also zu erhalten und zu pflegen gilt. Dabei ist es sicher wichtig, zu zeigen, was die Vorarlberger Walser noch mit den Walsern in Bünden und im Rhonetal verbindet. Es ist dies eine Frage, die mich in letzter Zeit besonders beschäftigt, und man wird da gerade auf die echte Sprache besonderes Gewicht legen müssen. Aber natürlich wird man in dieser Zeitschrift auch die eigenen Leistungen, die bodenständigen Neuerungen in den Vorarlberger Tälern hervorheben und den Kontakt mit der Gegenwart nicht verlieren wollen. Überall ist heute zugleich vor der Gefahr falscher ‚Walserei‘ zu warnen, die sich von der Wirklichkeit und vom Alltag entfernt. Auch da könnte die neue Walsergesellschaft und ihr Publikumsorgan beste Wirkung tun. Also, ich gratuliere Ihnen und den übrigen Walserfreunden zu Ihrer Tatbereitschaft.“

Redaktionssitzung der Walserheimat mit Othmar Beck, Gebhard Breuß, Eugen Dobler und Herbert Sauerwein (v. li.)

Gemeindechroniken

In jeder Ausgabe der Walserheimat wurde von Beginn an halbjährlich über wichtige Ereignisse in den Walsergemeinden berichtet. Von Anfang an dabei waren Blons, Raggal-Marul, Sonntag-Buchboden, Brand, Damüls, Kleinwalsertal, Laterns, Lech, Schröcken und Warth. Neben diesen zehn Gemeindechroniken wurde auch über die Walservereinigung Rankweil (Gemeinschaft der abgewanderten Großwalsertaler) und über die Aktivitäten der Internationalen Walservereinigung informiert. Die Gemeinden Fontanella, St. Gerold und Thüringerberg sind erst später der VWV beigetreten, in der Chronik vom Großen Walsertal wurden sie aber bereits berücksichtigt. Ab Dezember 1969 wurde über jede der sechs Gemeinden im Großen Walsertal separat berichtet. 1972 traten Silbertal und 1975 Dünserberg der VWV bei. Ebnit wurde 1978 offiziell Mitglied der VWV. Chronikberichte aus Ebnit erschienen allerdings schon sporadisch seit 1968. 1996 vergrößerte sich die VWV um die Liechtensteiner Walsergemeinde Triesenberg und die Tiroler Walsergemeinde Galtür. Bürserberg ist seit 2001 das jüngste Gemeindemitglied.

Walser Themen

Zusätzlich zu den Gemeindechroniken erschienen in den einzelnen Ausgaben Beiträge zu den unterschiedlichsten Themen mit Walserbezug. Hier eine kleine Auswahl: Walser Namen, Alpwirtschaft, Wetterregeln, Walser Bräuche – von der Taufe bis zur Beerdigung, Walser Humor, Personenmeldungen – Jubiläen, Ehrungen, Geburten, Hochzeiten und Todesfälle, Entwicklung der Walser Wappen, Walser Museen, Bücherecke, Siedlungsgeschichte der Walser, ehemalige Walsersiedlung Nenzingerberg, Pionierzeit des Skilaufs, astrologisches Volkswissen, Wettervorhersage nach Lostagen, Lieder und Mundartgedichte, Pflege der Mundart, Internationale Walsertreffen, Mitteilungen der VWV, Heimatkunde, Lieder und Gedichte, Volkskunde, Erzählungen und Sagen. Außerdem wurden einige Walsergemeinden im Detail vorgestellt.

25 Jahre Walserheimat in Vorarlberg

Der langjährige Schriftleiter Herbert Sauerwein berichtete 1992 im 50. Heft der Walserheimat: „Bei der Gründung der Vorarlberger Walservereinigung am 4. Juli 1967 wurde der Beschluß gefaßt, zur Erreichung des Vereinszweckes ‚der Förderung der Interessen der Walser – insbesondere der kulturellen‘ eine heimatkundliche Halbjahresschrift herauszubringen. Damals war ein solches Unternehmen ein Wagnis, weil Heimat- und Volkskunde in manchen politischen Kreisen und Medien verpönt waren und der Internationalismus stark in den Vordergrund gestellt wurde. Im Rückblick kann ohne Selbstlob festgestellt werden, daß wir damals mit der Herausgabe der ‚Vorarlberger Walserheimat‘ Pionierarbeit mit Vorbildwirkung in bezug auf Erhaltung und Pflege des angestammten Volks- und Brauchtums geleistet haben. Die Walser Siedlungen in Vorarlberg waren namentlich die erste Region, die eine eigene Zeitschrift zur Kulturpflege herausbrachte.“

Neue Konzepte

Seit Dezember 2000 erscheint die Walserheimat mit unterschiedlichen Titelbildern. Das erste individuelle Titelbild zeigt die alte Wälder Sennalpe Batzen in Schröcken und darüber das bis vor etwa 100 Jahren bewohnte Walser Heimet uf m Büel, tiefverschneit im März 1999.

Ab dem Heft Nr. 51, im Dezember 1992, wurde das Layout leicht geändert und die Walserheimat erschien mit einer neuen Schriftart.

Bis zum Heft Nr. 66 im Jahr 2000 hatte die Walserheimat immer das gleiche Titelbild, ein gezeichnetes Walserhaus (Bild oben). Es wurde lediglich jeweils die Umschlagsfarbe zur besseren Unterscheidung gewechselt. Ab Heft Nr. 67 erhielt jede Ausgabe ein individuelles Umschlagsfoto. Das erste Titelbild zeigte die alte Wälder Sennalpe Batzen in Schröcken und darüber das bis vor etwa 100 Jahren bewohnte Walser Heimet uf m Büel, tiefverschneit im März 1999. Von Dezember 2000 bis Ende 2016 sind insgesamt 33 Hefte mit unterschiedlichen Titelbildern erschienen.

Auch der Name der Walserheimat musste erweitert werden, weil 1996 Triesenberg und Galtür der VWV als Mitglieder beitraten. Aus der Walserheimat für Vorarlberg wurde die Walserheimat für Vorarlberg, Tirol und Liechtenstein.

Interessantes zur Walserheimat

Die Startauflage 1967 lag bei 1.000 Stück, 1969 wurden bereits 1.200 Exemplare gedruckt. Fünf Jahre später, im Jahr 1972, stieg die Auflage auf 1.400 Exemplare und 1977 auf 1.600. 1981 wurden 1.800 und 1992 2.000 Exemplare gedruckt. Die Walserheimat war damals die auflagenstärkste Halbjahreszeitschrift in Vorarlberg. Der Schwund an VWV-Mitgliedern ließ bis 2017 die Auflage auf knapp unter 1.500 Stück sinken. 1973 wurden die bereits vergriffenen Hefte Nummer 1 und 2 auf Grund der großen Nachfrage nachgedruckt. Vergriffen sind mittlerweile viele Hefte, unter anderem auch die Nummer 91 „700 Jahre Walser in Vorarlberg, Tirol und Liechtenstein“.

Im Lauf der Zeit ist die Seitenzahl auf das Doppelte oder noch mehr angestiegen. Jede Ausgabe hat mittlerweile zwischen 72 und 84 Seiten Inhalt. Zum zwanzigjährigen Jubiläum der VWV erschien die 40. Ausgabe der Walserheimat.

Seit Dezember 2000 erscheint die Walserheimat mit unterschiedlichen Titelbildern. Das erste individuelle Titelbild zeigt die alte Wälder Sennalpe Batzen in Schröcken und darüber das bis vor etwa 100 Jahren bewohnte Walser Heimet uf m Büel, tiefverschneit im März 1999.

Viele Leserinnen und Leser haben die Einzelhefte zu einem Buch binden lassen. Deshalb wurden die Seiten fortlaufend nummeriert, bis zehn Hefte zusammenkamen. Diese zehn Hefte wurden fachmännisch von der Buchdruckerei Konzett in Bludenz fadengeheftet, in Ganzleinen gebunden und mit einer Goldprägung auf Buchdecke und Buchrücken versehen. Ein Inhaltsverzeichnis zur besseren Orientierung wurde zusätzlich von der Redaktion erstellt. 2016 konnte bereits der zehnte Band gebunden werden.

In der Ausgabe Nr. 61 vom Dezember 1997 wurde erstmals ein Leserwettbewerb durchgeführt. Gefragt wurde: „Welchen Namen hat eine Gemeinde mit einer Ortschaft und einer Parzelle in den Walsergebieten Vorarlbergs, Tirols und Liechtensteins gemeinsam?“ Die richtige Antwort lautete Letze. In den Folgeheften gab es weitere Fragen zu Walserthemen. Die Gewinne wurden unter anderem von Betrieben aus den Walser Gemeinden gestiftet. In einem weiteren Leserwettbewerb wurde ein Logo für die VWV gesucht. Bis heute nutzt die VWV dieses Logo (zum Beispiel auf Seite 1 der Walserheimat).

1997 wurde die Reihenfolge der Gemeinden innerhalb der Chronik geändert. Es wurde ein gedankliches Hufeisen von Triesenberg bis nach Galtür konstruiert. Somit begann die Chronik mit der Walsergemeinde in Liechtenstein und endete in Tirol. Auffallend war, dass die Gemeindechroniken im Lauf der Zeit immer ausführlicher und umfangreicher wurden.

Die Ausgabe Nr. 69 wurde 2001 erstmals per Post verschickt. 35 Jahre lang wurde die Walserheimat von Austrägern direkt in die Haushalte geliefert. Der Postversand vereinfachte die Abwicklung.

Mit dem Heft Nummer 79 wurde 2006 das Konzept der Walserheimat umgestellt. Seither erscheint im Februar jedes Jahr das Chronikheft mit den Jahreschroniken der 19 Walser Gemeinden und als Ergänzung dazu gibt es verschiedene Beiträge zu interessanten Walserthemen. Das Sommerheft im August widmet sich immer einem bestimmten Schwerpunktthema. Auf Seite fünf sind die bis 2016 erschienenen Themenhefte aufgelistet.

Das Themenheft Nr. 83 widmete sich der Walser Mundart. Erstmals lag eine CD mit Hörbeispielen der Walserheimat bei. 2009 wurden die Leser aufgerufen, Ideen und Vorschläge für die Themenhefte zu liefern. Das Ergebnis ist eine Themenliste, die auch heute noch die Grundlage für die Themenauswahl ist.

2011 erhielten die Mitglieder einen Monatskalender mit zwölf Ansichtskarten mit kunstvollen Trachten zum Abtrennen.

2012 hat die Redaktion das Layout der Walserheimat etwas modernisiert und unter anderem den Schriftspiegel auf zwei Spalten pro Seite umgestellt. Das soll das Lesen angenehmer machen. Außerdem hat die Redaktion eine Facebook-Seite im Internet für die VWV angelegt. Hier werden aktuelle Neuigkeiten gepostet und von den verschiedenen Veranstaltungen gibt es viele Fotos anzusehen: www.facebook.com/VorarlbergerWalservereinigung. Auf der Internetseite https://www.vorarlberger-walservereinigung.at/ gibt es eine Übersicht über alle Ausgaben seit 2000 und eine Auswahl interessanter Beiträge zum Nachlesen.

Und wie geht‘s weiter?

Rechtzeitig zur 100. Ausgabe erhält die Walserheimat ein neues Erscheinungsbild. Das Format ist etwas größer geworden. Statt dem bisherigen glatten Papier wird eine etwas griffigere Papiersorte verwendet. Die einzelnen Seiten werden etwas lockerer gesetzt und es gibt mehr Weißraum, damit das Lesen leichter fällt. Außerdem wird das Heft geklebt und erhält einen bedruckten Heftrücken. Zum Sammeln wird ein Schuber angeboten, es können aber auch weiterhin zehn Ausgaben zu einem Buch gebunden werden.

Die Umstellung 2006 auf die Themenschwerpunkte im Sommerheft war eine gute Entscheidung. Gerade für die Themenhefte gibt es häufig Lob und Anerkennung. Bei der Auswahl der Themen wird versucht, auch über neue Aspekte der Walser zu berichten, im Themenheft „Walser fern der Heimat“ zum Beispiel über ausgewanderte junge und alte Walserinnen und Walser. Im Sommer 2010 wurden ganz unterschiedliche Walser Künstler vorgestellt.

Die Arbeit in der Redaktion ist zeitaufwändig, macht aber auch viel Spaß und man lernt immer wieder etwas dazu. Wir würden uns sehr freuen, wenn sich Walserinnen und Walser melden würden, die gerne schreiben oder fotografieren oder einfach so mitarbeiten möchten.

Jodok Müller, Riezlern

Dieser Artikel ist in Heft 100 der „Walserheimat“ erschienen.