Tracht in Laterns

Es ist nicht bekannt, wann die Laternser Tracht entstanden und wie lange diese insgesamt getragen worden ist. Fest steht, dass die Frauentracht sich gegenüber der Männertracht länger gehalten hat. Vor ca. 80 bis 90 Jahren dürfte aber die Laternser Tracht praktisch in Vergessenheit geraten sein. Es existieren Hinweise, dass noch zur Zeit vor und wahrscheinlich auch noch Jahre nach dem 1. Weltkrieg von den älteren Frauen im Tale die Tracht getragen worden ist. Besonders aufschlussreich sind dabei vorhandene Bilder, auf denen diese historischen Trachten noch ersichtlich sind. 
Dann verlieren sich jedoch die Spuren, und es sollten noch viele Jahre vergehen, bis wieder ernsthafte Nachforschungen angestellt wurden, die schließlich zu einer Wiederbelebung der Tracht geführt haben. Der Durchbruch gelang mit dem Auffinden einer Trachten-Modellpuppe im Hause von Margaretha und Siviard Breuß. Anhand dieser ca. 35 cm großen Trachtenpuppe konnte die originale Tracht wieder rekonstruiert werden.

Die Frauentracht

Die Frauentracht ist eine sehr festliche, reichlich geschmückte Tracht mit sehr schönen Details. Das farbige Mieder (verschiedene Rottöne, Blau oder Grün), welches bis zur Taille reicht, ist mit schwarzem Moiré und mit einem schmalen blauen Zierband eingefasst. Der in der Farbe des Mieders angepasste Goller ist schwarz eingefasst und mit Stickereien versehen. Am Goller ist eine Silberkette angebracht. Die Kette beginnt vorne in der Mitte mit einem silbernen Herz und wird in einer Schlaufe verlaufend an den äußeren Enden des Gollers fixiert und unter beiden Armen mit einer fast bis zur seitlichen Taille verlaufenden längeren Kette durchgeführt und am rückseitigen äußeren Ende des Gollers befestigt.

Der Brustlatz ist breit und mit Blumenmustern in Seide bestickt. Besonders edel wirken die Lätze durch ihre zusätzlichen Gold- oder Silberstickereien. Die Schürze aus Seide oder Halbseide ist in verschiedenen Farben gehalten und kleingemustert. Sie hat am oberen Rand ein Moiréband.

Der Bund der Schürze besteht aus einem bestickten Samtband, welches auf einem bestickten Ripsband liegt. Der Bund wird um 10 bis 15 cm über die Schürze hinausgeführt und am anderen Schürzenende verschlossen. Gekrönt wird der Schürzenabschluss mit einem Silberkettchen, das über zwei Rosetten verbunden wird. Als besondere Eigenart ist der dunkelblaue oder schwarze Rock aus Wolle mit einer breiten, gemustert und karierten Blende am Rocksaum ausgestattet. Der Unterrock ist grün mit roter 5 bis 7cm hohen Zackenlitze aus Wolle oder Filz und weißem Borten- oder Spitzenabschluss.

Die Bluse ist hochgeschlossen mit langen, buschigen Ärmeln, die jeweils in ein Bündchen gefasst sind. Der Stehkragen und die Ärmelbündchen sind mit feinem weißen Garn bestickt.

Als Kopfbedeckung wird von den Kindern und Ledigen ein „Krönele“ mit langen roten Bändern getragen.

Verheiratete Frauen verwenden eine Haube, da sie „unter die Haube“ gekommen sind. Die Seitenteile der Haube sind in gleicher Farbe wie das Mieder und der Goller gehalten. Edle Stickereien am „Boden“ der Haube entsprechen denen des Latzes. Fallweise wird ein schwarzes Jäckchen aus Wollstoff getragen, oder ein Umhang mit Fransen, welcher aus demselben Stoff und Farbe wie der Rock besteht. Die Strümpfe sind weiß gemustert, die Trachtenschuhe schwarz. Ein Beutel aus derselben Stoffart wie der Rock macht die Tracht komplett.

Die Männertracht

Die Männertracht zeichnet ein blauer Rock aus Wollstoff, versehen mit Silberknöpfen, aus. Darunter trägt man ein farbiges (verschiedene Rottöne, Blau oder Grün) in sich gemustertes oder kleingemustertes Gilet aus Wolle oder Baumwolle mit Metallknöpfen. Das weiße Hemd wird mit einer kleinen schwarzen Masche getragen. Die schwarze Bundhose mit Fall-Laden ist aus Fustian (Teufelsleder) erstellt, deren Kniebund mit schwarzem Band und drei Silberknöpfen verschlossen wird. Besondere Kunstwerke sind der Gürtel und die Hosenträger, welche reich in Seide bestickt sind. Der schwarze Filzhut hat einen breiten Rand, welcher mit einem Samtstreifen abgeschlossen ist, sowie ein tonnenartiges Oberteil, um den ein schwarz gesticktes Samtband läuft. Die Strümpfe sind weiß oder rohweiß, die Trachtenschuhe schwarz mit ziselierten Spangen.

Die erste neue Männertracht des Trachtenvereines wurde vom Schneidermeister Felder in Rankweil angefertigt. Dabei sind der Gürtel und die Hosenträger von Lydia Matt nach einer alten Vorlage gestickt worden. Diese Männertracht wurde zum ersten Mal am 10. März 1990 von Ferdinand Matt der Öffentlichkeit vorgestellt.

Mit der Gründung des Trachtenvereins Laterns am 21. März 1987 sollte nun endgültig der Grundstein für eine Weiterführung der wiedererweckten Laternsertracht gelegt sein. Mittlerweile gibt es im Laternsertal zahlreiche Trachtenträger und Trachtenträgerinnen, die viel Freude an ihrem schönen „Häß“ haben. Auch wurden zwischenzeitlich von den Trachtenvereinsmitgliedern Trachten für Kinder angefertigt. Die Trachten werden dabei meist unter fachkundiger Anleitung, aber selber in mühevoller Kleinarbeit genäht und gestickt.

Dietmar Breuß