Chronik 2023 Triesenberg

Das Jahr 2023 in der Gemeinde Triesenberg

Zeit und Umstände bestimmen den Menschen. So beeinflusst das Wetter ein stückweit das Wohlbefinden der Menschen, aber auch die Lebensbedingungen der Tiere und die Vegetation. Ausserdem hat es Einfluss auf verschiedene Wirtschaftsbereiche. Mit dem Rückblick auf das Jahr 2024 öffnen wir ein Fenster in die jüngste Vergangenheit und erkennen, wie in der einen oder anderen Sache das Wetter eine Rolle spielte. Zuerst einmal dürfen wir dankbar sein, dass wir Gott sei Dank auch im Jahr 2024 wiederum von Naturkatastrophen und grossen Unwetterereignissen verschont blieben.

Vom Wetterglück profitierten in der Wintersaison 2023/24 der Wintersportort Malbun und das regionale Zentrum des Langlaufsports im Steg. Genügend Schnee und gut präparierte Pisten lockten viele Sportler und Erholungssuchende ins Alpengebiet. Bergbahnen und Tourismusbetriebe durften sich an den Umsatzzahlen erfreuen. Der Start in den Sommer war dann wettermässig etwas weniger erfreulich. Nach einem verregneten Frühsommer drehte das Wetter und sorgte für sonnige Wochen. Und jetzt zum Beginn der neuen Wintersaison meint Benjamin Eberle, langjähriger Technischer Leiter der Bergbahnen: „Die Zeit von Weihnachten bis Dreikönig war so gut, wie ich es in all den Jahren noch nie erlebt habe. Ordentlich Schnee, kein Wind und im Tal unten Nebel.“

„Hüüt und moora luag i jez no zua, drnaa sül s machha was gäära will“, meinte einst ein Triesenberger Bauer wegen des schlechten Wetters. Dieser Ausspruch hätte ganz gut in die erste Hälfte des letzten Sommers gepasst, denn bis Mitte Juli war die Heuernte im Berggebiet kaum möglich. Zwischendurch gab es vielleicht mal ein, zwei Tage, an denen kein Regen fiel, aber der Boden war vollgesogen mit Wasser. Auch auf den Alpen war es im Frühsommer für Tiere und Personal alles andere als angenehm. Auf der Sücka wurden die gut 100 Kühe neunzehnmal über Nacht im Stall behalten und mit Heu gefüttert, damit die Weide etwas geschont werden konnte. Mitte Juli hielt dann das schöne und wüchsige Wetter Einzug. Am 13. September spielte Petrus aber nochmals einen Streich: Schnee fiel bis auf 1.000 m. Die Kühe und etwas Galtvieh hatten die Alpen schon verlassen, und das noch verbliebene Vieh wurde für vier, fünf Tage im und um den Bödastall gefüttert.

Berggasthaus Stücka

Die Gemeinde konnte anno 1887 die Alpe Sücka vom Landesfürsten kaufen. Schon damals sei in der dortigen Alphütte gewirtet worden und es seien Touristen gekommen. Eine Molken- und Luftkuranstalt im Kleinformat sei es gewesen, schrieb der ehemalige Pfarrer und Historiker Engelbert Bucher. Später wurde das Kurhaus mehrmals umgebaut und auch aufgestockt. Nun ist das geschichtsträchtige Berggasthaus in die Jahre gekommen und es stehen Sanierungsmassnahmen an. Der Gemeinderat prüfte verschiedene Szenarien, von Renovationsvarianten bis zum Abbruch und einem allfälligen Neubau.

Berggasthaus Alpe Sücka
Alpe Sücka mit dem geschichtsträchtigen Berggasthaus. Foto: Gemeindearchiv Triesenberg

Mehrzweckgebäude Kontakt

1974 baute die Gemeinde ein Mehrzweckgebäude im Obergufer und gab ihm den treffenden Namen „Kontakt“, da in diesem Gebäude verschiedene Vereine und Funktionen untergebracht wurden: Kindergarten, Feuerwehr, Samariter, Jugendgruppe und Hobbyraum. Im Frühjahr 2025 werden die Feuerwehr und Samariter ihren neuen Stützpunkt im Guferwald beziehen, womit das ganze Untergeschoss des Kontakt frei wird. Somit stellt sich dem Gemeinderat die Frage, wie das Gebäude zukünftig genutzt werden soll. Auch stehen bauliche Massnahmen bei dem 50-jährigen Gebäude zur Diskussion.

Erweiterung des Dorfzentrums

Im Mai 2022 lehnten die Stimmbürger das vom Gemeinderat vorgelegte Konzept für die Erweiterung und Umgestaltung des Dorfzentrums ab. Dass sich in den gut 40 Jahren seit dem Bau des Dorfzentrums die Raumbedürfnisse geändert haben und das Raumangebot für den Dorfladen, die Ärzte und andere Gesundheitsdienste verbessert werden muss, ist unbestritten. Dass aber das Walsermuseum und das Gebäude, in dem der Dorfladen und die Arztpraxis untergebracht sind, einem grösseren Dorfplatz weichen müssen, ging für viele zu weit.

Für den Gemeinderat ist das weitere Vorgehen eine knifflige Angelegenheit. Es gilt, ein Projekt zu erarbeiten, das auch in Zukunft die Attraktivität des Dorfzentrums gewährleistet, die wesentlichen Bedürfnisse der Bevölkerung abzudecken vermag und schliesslich auf breite Zustimmung stösst. Mit dieser Zielsetzung vor Augen will der Gemeinderat das Projekt nun in Etappen angehen.

Erste Priorität wird die Verbesserung der Infrastruktur für die Nahversorgung und die Gesundheitsdienste haben. Zweitrangig geht es um die Schaffung eines Begegnungsplatzes, geringfügige Anpassungen im Walsermuseum sowie die Parkplatzsituation. Zu entscheiden ist auch, was mit dem Madleni-Huus, dem vor 200 Jahren erbauten Wohnhaus mit Stickereilokal im Dorfkern, passieren soll. Und dann steht auch noch die Frage wegen des Baus von Alterswohnungen im Raum.

Das und ditz

Das zurzeit grösste und bedeutendste Bauprojekt, der Bau eines neuen Stützpunktes für die Feuerwehr und die Samariter im Guferwald, nähert sich der Vollendung. Mit dem Bezug kann im Frühjahr 2025 gerechnet werden.

Die Gemeinde richtete für die Gemeindeverwaltung, die Vereine und Organisationen sowie die Bevölkerung eine digitale Informations- und Kommunikationsplattform ein: Die App Crossiety – Der digitale Dorfplatz.

Der Wald im Triesenberger Berggebiet umfasst eine Fläche von 1.647 ha. Der Gemeinderat beschloss den Bau von zwei Löschwasserbecken, um bei Waldbränden die Löscharbeiten mit Helikoptern unterstützen zu können.

Im Zuge der etappenweisen Umgestaltung wurde die freigewordene Fläche des Friedhofes neugestaltet, ein neuer zusätzlicher Brunnen aufgestellt, die Kirchturmbeleuchtung erneuert und die Entwässerung des Friedhofes verbessert. Zudem wurde am Feiertag Mariä Geburt (8. September) die neue Muttergottesstatue feierlich eingeweiht.

Die alten Werkleitungen in der Bodastrasse oberhalb vom Dorfzentrum wurden ersetzt und die Strasse erneuert. Wegen der beengten Platzverhältnisse und der Hanglage war es ein sehr aufwändiges und sich über mehrere Monate erstreckendes Tiefbauprojekt.

Der Gemeinderat beschloss, wegen der hohen Kosten und des geringen Nutzens bis auf weiteres auf die Einsetzung eines Ortsbusses zu verzichten.

Die Gemeinde erbte das unter Denkmalschutz stehende 150-jährige Wohnhaus mit Stickmaschine im Hinder Prufatscheng. Die Gemeinde ist bereits Eigentümerin vom danebenstehenden geschützten Prufatschenger-Huus, dessen Kernbau aus dem Jahr 1548 stammt.

Im Ferien- und Wintersportort Malbun fehlt es an Unterkünften für das Personal. Der Gemeinderat beschloss deshalb, der vor kurzem gegründeten „Infrastruktur Malbun AG“ auf Gemeindeboden ein Baurecht für den Bau eines Personalhauses zu erteilen.

Seit 2012 darf Triesenberg das Label „Energiestadt“ tragen. Die Überprüfung, das sogenannte Re-Audit, bescheinigte der Gemeinde gute Noten und wesentliche Verbesserungen in einer nachhaltigen Energiepolitik.

Kulturelles und Pflege des Walsertums

Die über das ganze Jahr verteilten kulturellen, weltlichen und kirchlichen Anlässe in der Gemeinde sind umfangreich und vielfältig. Nachstehend ein paar besondere Ereignisse aus dem kulturellen Leben in Triesenberg im Jahr 2024.

Harmoniemusik Triesenberg
Das herausragendste kulturelle Ereignis war das von der Harmoniemusik Triesenberg im Juni organisierte 75. Liechtensteinische Verbandsmusikfest. Es war ein grossartiger, unvergesslicher und bestens organisierter Musikanlass im Hochtal Malbun. Foto: Harmoniemusik Triesenberg

Über 200 Personen machten sich beim Sagenfest am 1. Mai auf den Weg, um an verschiedenen Orten der Wanderung die toll inszenierten Sagen zu erleben.

Die „Tudari“, eine achtköpfige Gruppe junger Leute, bildeten zu Dialektwörtern erklärende Sätze und vertonten diese in Zusammenarbeit mit dem Schauspieler Andy Konrad. Dies ist eine Initiative des Vereins Ahnenforschung und Familienchronik zur Mundartpflege.

Der WalserSagenWeg erfreute sich enormer Beliebtheit. Jedes Jahr wandern viele Einheimische und Gäste durch die abwechslungsreiche Kulturlandschaft, besuchen dabei historische Orte und erleben die Triesenberger Sagen.

Traditionsgemäss fand am 8. September die Geschichts- und Alpwanderung des Vereins Ahnenforschung und Familienchronik und der Alpgenossenschaft Triesenberg statt, die diesmal von der Kulturkommission der Gemeinde mitgestaltet wurde. Auf dem Weg von Silum über das Alpelti zur Alpe Sücka folgten die Teilnehmer den Ausführungen zur Geschichte von Silum sowie zur einstigen Form der Berglandwirtschaft und der kulturellen Bedeutung der alten Ställe und Magerheuhütten. Auch erfuhren sie Interessantes zur zehnjährigen Geschichte der Alpgenossenschaft und zur heutigen Alpbewirtschaftung.

Im September reisten aus verschiedenen Ländern, sogar aus den USA, Mitglieder der Bruderhof- Gemeinschaft an, um auf Silum einen Gedenkstein zu setzen, als Dank, dass ihre Vorfahren von 1934 bis etwa 1938 hier Zuflucht vor dem Naziregime finden konnten. Zeitweise lebten dazumal um die 90 Personen als Selbstversorger im Maiensäss Silum. Ein Besuch auf der Internetseite lohnt sich: www.silum-bruderhof.li.

Ein wichtiger Tag für die Bauern und geselliger Anlass für die Bevölkerung war der 21. September, der traditionelle Bremimarcht im Steg. 140 Kühe und Rinder, Esel und Ziegen stellten sich der Jury.

Beim Ausflug in die Bündner Walsergemeinde Vals, organisiert vom Verein Ahnenforschung und Familienchronik, nahmen 50 Personen teil.

Das Walsermuseum unter der Leitung von Leander Schädler widmete sich im Jahr 2024 speziell dem Thema „Magerheua“ und der Bedeutung der Magerheuhütten als Kulturgut.

Zu guter Letzt

Mit dem Jahresrückblick in der Walserheimat kann nur ein kleiner Streifzug durch die Gemeindegeschehnisse und Anlässe im letzten Jahr gemacht werden. Wer gerne mehr erfahren möchte, dem ist ein Besuch folgender Informationsplattformen zu empfehlen: www.triesenberg.li, www.walsermuseum.li, www.ahnenforschung. li. Besser noch ist ein persönlicher Besuch in Triesenberg, um die Walsergemeinde in Liechtenstein kennenzulernen. Liebe Walser- und Walserfreunde, wir heissen Euch herzlich willkommen!


Hubert Sele